Wer nun? Was nun?

Therapie, Psychotherapie, Coaching, Aufbruch  Mainz | Gonsenheim

Wer nun? Was nun?

Wo liegt er denn nun, der Unterschied zwischen Therapie, Coaching und Lebenshilfe?

Therapie

Um psychotherapeutisch zu arbeiten, bedarf es einer staatlichen Erlaubnis aufgrund einer umfangreichen Prüfung als Facharzt für Psychotherapie, Psychologischer Psychotherapeut oder Heilpraktiker bzw. Heilpraktiker für Psychotherapie.

Behandeln darf man dann alle psychischen Erkrankungen gemäß der „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD 10)“. Hier gibt es zu den einzelnen Erkrankungen klare Kriterien. Die Störungen unterscheiden sich häufig auch über unterschiedliche Ausprägungen wie leicht – mittelgradig – schwer.

Zu den Erkrankungen zählen z.B.

  • Organische Störungen wie Demenz oder Delir
  • Abhängigkeiten von Substanzen wie Alkohol oder Drogen
  • Schizophrenie & Wahn
  • Affektive Störungen wie Depression oder Manie
  • Ängste, Phobien, Zwänge, Belastungsstörungen, Psychosomatik usw.
  • Ess-, Schlaf-, Sexualstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Intelligenzstörungen
  • Entwicklungsstörungen hinsichtlich Lesen oder Schreiben, Autismus
  • AD(H)S & Co.

Am Beispiel der Zwangsstörung wird hier u.a. definiert:

  • Wiederkehrende Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen, mindestens zwei Wochen
  • Quälend, d.h. der Betroffene versucht, Widerstand zu leisten
  • Im Gegensatz zu einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung, wenn der Betroffene sein Verhalten als „normal“ empfindet
  • Die Gedanken werden als eigene Gedanken erkannt
  • Im Gegensatz zu einem Wahnerleben, wenn Gedanken als „von außen gemacht“ empfunden werden
  • Der Zwang soll Schlimmeres verhindern, es besteht nahezu ständige Angst

Der Betroffene ist (stark) belastet, meist in seinem gesamten Sein. Ziel ist es, das zugrundeliegende Muster zu erkennen und positiv aufzulösen.

Kostenübernahme

Die Kostenübernahme für eine Therapie ist – bei Nachweis einer Störung nach ICD 10 – garantiert bei einem Kassenarzt. Hier sind die Wartezeiten entsprechend lang, teilweise bis zu mehreren Monaten. Wer nicht so lange warten möchte, hat die Möglichkeit z.B. zu einem Heilpraktiker Psychotherapie zu gehen. Die Gebühren müssen vorerst privat gezahlt werden. Ob eine (Teil-)Kostenübernahme erfolgt, wird von den Krankenkassen (in Abhängigkeit vom individuellen Vertrag) unterschiedlich gehandhabt. Oft hilft der Nachweis, dass man Kassenärzte kontaktiert hat (Name und Datum des Telefonats) und man erst in Monaten einen Termin bekommen hätte, um eine Kostenübernahme zu bewirken.

Zur Wahl des Therapeuten: Wenn auch die Ausbildungen unterschiedlich lang sind, so ist die Methodik der Arbeit doch gleich. Wichtiger ist hierbei also – neben dem finanziellen bzw. zeitlichen Aspekt – die Sympathie und das Vertrauen.

Übrigens: Bei schweren Ausprägungen werden meist Medikamente verschrieben – dies darf nur ein Psychiater – oder es erfolgt eine Überweisung an eine Fachklinik.

Coaching

Im Gegensatz dazu ist Coaching kein rechtlich geschützter Begriff. Per landläufiger Definition geht es eher um akute Themen und einen definierten Lebensbereich, häufig die berufliche Situation.

Klassisches Coaching, d.h. Business-Coaching, wird meist vom Unternehmen gesteuert und gezahlt. Bei privaten Themen ist der Klient Selbstzahler. Die Themen sind oft ähnlich zu den oben genannten, z.B. Ängste, hohe Belastung, Schlafstörungen. Die Ursachen und Ausprägungen wirken auf den ersten Moment harmloser. Aber aus meiner Praxis-Erfahrung kann ich bestätigen, dass auch hier meist die Wurzeln im Gestern liegen.

Die Übergänge zwischen Coaching und Therapie sind sicher fließend: aus Prüfungsnervosität kann Angst werden, aus Verstimmtheit eine Depression.

Ein Beispiel:

Ein junger Mann kommt in die Praxis, da er mit dem neuen Vorgesetzten nicht klarkommt. Dieser scheint ihn nicht ernst zu nehmen. Vorerst wird in Rollenspielen geübt, wie der Umgang sachlicher und zielorientierter geführt werden kann. Also: Coaching

Dem jungen Mann geht es vorerst besser: die Situation hat sich entschärft, der Umgang mit dem Chef fällt ihm leichter. Nach einiger Zeit jedoch kommt er wieder, da das Gefühl der Unsicherheit sich wieder verstärkt, ihm ist häufig schwindelig und er fühlt sich überlastet und ist unkonzentriert. Aufgrund von Biografiearbeit wird dem jungen Mann klar, dass der neue Vorgesetzte ihn an seinen Onkel erinnert. Dieser hat zeitweilig bei seiner Familie gewohnt und hat ihn ständig „runtergeputzt“ und wurde übergriffig. Auch seine Familie hat ihn hierbei nicht unterstützt. Mithilfe einiger Tools (Aufstellung, Leerer Stuhl, Imagination) konnte er die negative Erfahrung mit dem Onkel von den neuen Erfahrungen mit seinem Vorgesetzten trennen und so einen unbelasteteren Umgang mit dem Vorgesetzten erarbeiten. Der „rote Knopf“ wurde ausradiert. Also: Therapie mit den Diagnosen: leichte depressive Episode und Neurasthenie (Erschöpfung)

Egal ob Coaching oder Therapie, es geht es immer um Unterstützung, das Finden neuer Lösungsansätze, Hilfe zur Selbsthilfe, das Erkennen und Ausschöpfen eigener Ressourcen.

In der Therapie und im Coaching wird hierfür mit ähnlichen Tools gearbeitet: Gespräche, Aufstellungen, Konfrontation & Gewöhnung, Rollenspiele, Imaginationen usw..

Lebenshilfe

Auch der Begriff Lebenshilfe wird unterschiedlich definiert. Es geht dabei aber eher um eine pragmatische Unterstützung in Alltagsdingen, z.B. bei Behördenterminen oder rechtlichen Thematiken. Lebenshilfe heißt (leider) immer Selbstzahler. Es gibt jedoch eine Vielzahl an Hilfsorganisationen, die in den einzelnen Bereichen beraten.

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