Respekt ist in den heutigen Zeiten mehr als nur ein Schlagwort. Respekt ist wesentlich für unseren Alltag, als Individuen und somit auch in unserer gesellschaftlichen Entwicklung. Respekt beginnt mit jedem von uns.
Jeder möchte respektiert werden, aber Respekt (vor-)leben, das tun wir alle (noch) viel zu wenig. Sonst hätten wir nicht die Diskussion über Flüchtlinge, Fridays for future, die AfD & Co. – Rassismus ist Anti-Respekt.
Respekt bedeutet, den anderen zu sehen, wie er ist. Dafür muss man nicht alles gutheißen! Aber man muss hinsehen und zuhören. Um das zu gewährleisten braucht man als allererstes ein echtes Interesse. Am anderen.
Respekt ist eine Grundhaltung
Respekt ist eine Grundhaltung. Wenn man wirklich bereit ist, den anderen zu respektieren, dann muss man damit akzeptieren, dass er den gleichen Wert hat wie man selbst. Dass das Gegenüber weder besser noch schlechter ist, nur ggf. anders. Ein Mensch.
Respekt ist leicht, wenn man unter Gleichgesinnten ist. Aber bei Andersdenkern? Bei Andersaussehern? Bei Andershierarchischeingeordneten? Das ist grundsätzlich etwas schwierig in unserer deutschen Kultur, denn wir sind Fehlerfinder. Fehlerfinder sehen schnell und präzise die Unterschiede. Stärkensucher hingegen suchen – bei allen Unterschieden – die individuelle Stärke des Gegenübers, das, was einem Respekt abverlangt bei allem, was einem am Gegenüber vielleicht nicht gefällt.
Umgang mit Provokation
Typisches Beispiel: Ein Schüler provoziert seinen Lehrer. Schuld scheint der Schüler zu haben, denn er ist vorlaut und respektlos. Wenn man genau hinschaut, merkt man jedoch meist, dass der Schüler nur provoziert, weil er gesehen und respektiert werden möchte, denn im Grunde ist er verloren und unsicher. Diesem Schüler wurde vermutlich bisher kein Respekt gezollt, aber dennoch treibt ihn etwas an, dass er – auch ER – Respekt erleben möchte. Kurz gesagt: Da ist noch nichts verloren!
Typische und verständliche Reaktion eines Lehrers wäre, den Schüler zu maßregeln, ihm deutlich zu machen, wie er sich ihm gegenüber – dem Ranghöheren – zu verhalten habe. Respekt lebt aber ohne Ränge, Respekt lebt von Mensch zu Mensch.
Respektvoll wäre es also, wenn der Lehrer – als Erwachsener – dem Schüler gerade in diesem Moment Respekt vorlebt. Wenn er ihm zuhört, sein Verhalten hinterfragt und ihm Lösungen anbietet. Es geht nicht darum, diesen Schüler zum Gehorchen zu bringen, sondern ihn etwas zu lehren. In diesem Fall: Respekt.
Beispiel: „Ich höre, was du sagst. Und ich sehe die Unsicherheit hinter deiner großen Klappe. Dabei musst du gar nicht unsicher sein. Ich denke, du bist eigentlich ein ganz guter Typ. Wie du dich jetzt gerade verhältst, das passt aber nicht dazu. Gerne können wir später unter vier Augen reden und du erklärst mir in Ruhe, was dich wirklich stört.“ Wichtig ist, die Worte werden immer nur ankommen, wenn sie authentisch sind. Und dafür muss der Sprecher den respektvollen Umgang tief verankert haben.
Jeder ist gefordert
Wir sollten uns alle motivieren, unsere Welt respektvoller zu gestalten. Dazu gehört auch, vor anderen nicht respektlos über jemanden zu sprechen. Auch wenn wir nicht herausgefunden haben, wieso oder warum jemand Dinge macht, die uns stören, heißt es nicht, dass dieser Jemand böse oder dumm ist. Wir haben ihn nur einfach bisher nicht verstanden. Dieser Jemand wird aus seiner Sicht Gründe haben. Die müssen uns nicht gefallen. Aber diese Gründe haben Ursprünge. Die können wir diskutieren. Und ablehnen. Aber dafür müssen wir nicht den gesamten Menschen ablehnen.
Jede Medaille hat zwei Seiten. Jeder Mensch auch.