Immer öfter wird die Seele krank
Seit Jahren registrieren die Krankenkassen eine stetig steigende Zahl psychischer Erkrankungen. Der internationale Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober soll auf das wachsende Problem aufmerksam machen.
„Zwar sind die Zeiten, in denen psychische Erkrankungen tabuisiert waren, weitgehend vorbei. Das liegt aber nur zum Teil an guter Aufklärungsarbeit.“, meint Bettina Köste, Heilpraktikerin für Psychotherapie aus Mainz-Gonsenheim. „Dass man inzwischen offen über Depressionen oder Burnout sprechen kann, liegt schlicht daran, dass es so viele Menschen gibt, die betroffen sind.“
Zahlreiche Entwicklungsfaktoren
Nach Einschätzung des Verbandes Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischen Berater (VFP), des größten deutschen Berufsverbandes freier Psychotherapie mit bundesweit mehr als 10 000 Mitgliedern, sind der gesellschaftliche Wandel, unsichere Lebensplanung und die immer schnellere Digitalisierung wichtige Faktoren bei dieser Entwicklung. Allerdings sei die Wechselwirkung zwischen dem, was krank macht und der eigentlichen Erkrankung nicht immer leicht zu erkennen. Denn nicht jeder, der an seiner Arbeit oder Lebenssituation leidet, erkennt selbst – und rechtzeitig – den Ernst der Lage. So ist auch der meist schleichend beginnende Alkoholmissbrauch und dessen Folgen häufig seelisch bedingt.
Ein gesellschaftliches Problem
„Laut DAK-Analyse hat sich die Zahl der Fehltage (pro 100 Beschäftigte) aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten 30 Jahren mehr als verdreifacht (1997: 77 Tage). Im letzten Jahr erreichte sie mit 246 Fehltagen einen noch nie da gewesenen Höchststand.“ Anders ausgedrückt: „In Deutschland haben psychische Störungen im Jahr 2002 rund 280 Euro pro Einwohner verursacht“, sagt Bettina Köste. „Und 10 Jahre später in 2012 lag der Wert bei 410 Euro. Das heißt, nicht nur der Einzelne – die Gesellschaft hat ein Problem!“
Wer eine üble Erkältung hat oder Zahnschmerzen, der weiß, dass etwas nicht stimmt und lässt sich helfen. Psychische Belastungen werden oft zu lange ignoriert. Dabei gibt es viele Instrumente in der Psychologie, die die Lebensfreude und -gesundheit wieder aktivieren können. „Und meistens macht Therapie auch richtig Spaß!“, so Bettina Köste, „Denn gemeinsam an einer Herausforderung zu arbeiten gibt Halt und stärkt das Gefühl, nicht alleine zu sein.“