Dass Jugendliche eine ganz eigene Spezies sind, ist ein Fakt. Dass sie sich in ihrem Verhalten ähneln, dabei aber von allen anderen Altersschichten stark abweichen, auch. Vieles zur Pubertät konnte über die Hirnforschung entschlüsselt und somit erklärt werden. Manches bleibt bis heute im Nebel.
Das große Aufräumen
Während der Pubertät vollzieht das Gehirn eine große Aufräumaktion, Stückchen für Stückchen wird es erwachsen. Alles wird betrachtet, überdacht, verworfen oder gefestigt. Das bewirkt z. B. dass Denkprozesse bald schneller ablaufen können. Aber das Aufräumen ist anstrengend, nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Jugendlichen selbst. Da all unser Verhalten, bis auf die Reflexe natürlich, von unserer Hirnstruktur abhängt, provoziert das große Sortieren, dass sich die jungen Menschen auf einmal ganz anders verhalten. Damit müssen die Eltern klarkommen, das Umfeld und vor allen die Betroffenen. Ob die Jugend deshalb so wenig Lust hat, ihre Zimmer in Ordnung zu halten, da sie ja schon 24 h am Tag mit Aufräumen beschäftigt ist? Und damit, klarzukommen, dass auf einmal alles anders ist.
Gar nicht so einfach
Es ist anstrengend, gefallen zu wollen: den Freunden, insbesondere dem anderen Geschlecht, irgendwie auch doch noch den Eltern und vor allem, sich selbst. Kein Wunder, dass dann Dinge reizen, die einen entspannen oder einen Kick geben, die einen ablenken, von dem Gefühl des „nicht Fisch – nicht Fleisch“. Daher auch die Neugier auf zum Teil sogar Verbotenes: Alkohol, Zigaretten, im schlimmsten Fall Drogen, Schule hinterfragen, ach, gleich die ganze Welt. Die wenigsten fühlen sich wohl in ihrer Haut. Ablenkung tut daher gut! Und das heißt halt oft, Shoppen für die Mädels und Computer für die Jungs.
Pubertär oder depressiv?
Wer von uns Erwachsenen möchte tauschen mit dieser Zeit? Jungsein – gerne, aber die Pubertät? Die wenigsten schreien „Ja!“. Die Pubertät ist nicht ohne Grund die Phase im Leben, in der sich die meisten psychischen Störungen zeigen oder entwickeln, so wie Magersucht, Abhängigkeiten, Schizophrenie, Depression.
Gerade Letztgenannte ist sehr schwierig in dem Alter zu erkennen, sie von den üblichen Pubertätsanzeichen zu differenzieren. Die Diagnosekriterien einer Depression lesen sich wie die Beschreibung eines Pubertiers: u.a. gedrückte Stimmung/Freudlosigkeit, verminderter Antrieb/verminderte Aktivität, Müdigkeit/Konzentrationsschwierigkeiten, das Selbstwertgefühl ist im Keller, man fühlt sich ungeliebt und wertlos, Stimmungsschwankungen, Veränderung des Gewichts. Anders ausgedrückt: Die Pubertät kann – salopp gesagt – eine einzige Depression sein!
Was tun?
Wir Eltern von Jugendlichen sollten den Blick nicht verlieren, mehr Verständnis haben, uns einfühlen, erinnern. Nein, sie meinen es nicht böse, sie können nicht anders, als nerven und stinken und manchmal dann wieder so klein sein, dass es einem die Tränen vor Rührung in die Augen treibt. Aufmerksam bleiben und Gespräche anbieten, nicht aufdrängen, das hilft. Einfach da sein!