Weg mit den Noten während Corona-Zeiten!

Weg mit den Noten während Coronazeiten!

Warum können wir es unseren Kindern nicht etwas leichter machen in dieser schweren, bedrückten Zeit? Lassen wir die Noten (während Corona) weg!

Also: Noten

Die ersten zwei Schuljahre gibt es in den meisten deutschen Grundschulen keine Noten. Warum? Weil die Kinder erst einmal ankommen sollen im System Schule. Wichtig ist es vorerst, die Motivation und die Freude am Lernen zu stärken. Selbstverständlich bekommen die Kinder in dieser Zeit eine Rückmeldung, wie gut sie sind und ob sie etwas noch besser machen können. Diese Rückmeldungen sind aber grundsätzlich positiv und wertschätzend formuliert.

Ab der dritten Klasse gibt es dann Noten, in der Grundschule meist die Riege 1 bis 4, ab den weiterführenden Schulen kommen dann die 5 und die 6 hinzu. Die Idee an sich ist nicht verkehrt. So kann jedes Kind seine Leistung einschätzen. Wie gut bin ich in welchem Fach? 

Leider jedoch hört mit dem Eintreffen der Noten meist die positive Handhabung auf, denn ab dann steht die Leistung im Vordergrund. 

Beispiel 1: Schüchterne Kinder bekommen – wenn sie sich nicht melden – eine 5 für die mündliche Leistung. Sachlich richtig: Die Leistung ist mangelhaft. Das Kind fühlt: Ich bin mangelhaft. 

Beispiel 2: Ein Kind steht zwischen zwei Noten. Der Großteil der Lehrer vergibt (im ersten Halbjahr) daraufhin die schlechtere Note, damit das Kind „motiviert“ ist, sich mehr anzustrengen. Wie viele Studien bedarf es denn noch, damit verstanden wird, dass man mit guten Noten besser motiviert als mit schlechten? Das macht mich persönlich wirklich wütend! Wenn ich dem Kind die bessere Note gebe („Ich glaube an dich!“), ist die Wahrscheinlichkeit überdurchschnittlich hoch, dass es auch im nächsten Halbjahr diese bessere Note erreicht. Vergebe ich hingegen die schlechtere Note „zur Motivation“, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind die bessere Note NICHT erreicht. Ja, manchmal kann das Leben so einfach sein!

Aber ich möchte hier keine Diskussion über Noten an sich vergeben. Sicher lässt sich trefflich darüber diskutieren, aber nicht heute und nicht hier.

Jetzt: Corona

Corona macht uns alle ziemlich fertig. Manch einem ist dies sehr bewusst, andere verdrängen noch. Und vor allem wird leider immer noch viel zu wenig darüber gesprochen, was Corona aus unseren Kindern & Jugendlichen macht.

In Zahlen: Selbst bei einem 18jährigen sind die zwei Jahre Corona noch knackige 10 % seines Lebens, bei einem 10jährigen ganze 20% (oder auch: 1/5). Und das ist eine andere Hausnummer als schlappe 4% bei den 50jährigen. Die Corona-Wucht ist entsprechend heftiger!

In Emotionen: Psychische Erkrankungen sind bei allen Menschen gestiegen, aber vor allen bei den Jüngeren. Ängste, Depressionen, Ess-Störungen & Co. …jedes zweite (!!!) Kind ist betroffen. 

Auch Erwachsene möchten sich verabreden und einfach mal unterwegs sein. Klar! Aber für Kinder und Jugendliche ist dies ein im Hirn verankertes Programm, ein Lernprogramm. Durch die Begegnung mit Gleichaltrigen wird gelernt, was welches eigene Verhalten auslöst. Wie kommt man bei der eigenen Zielgruppe an? Wie bei Erwachsenen? Gelernt wird, was „normal“ ist, was dazugehört. So werden Unsicherheiten abgebaut und Richtungen gegeben, aber spielerisch und durch Ausprobieren, nicht durch klare Ansagen durch Ältere. Oder durch „Helden aus den Medien“, die schlimmstenfalls sogar die Normalität verzerren, da sie nicht in den Alltagscheck mit den Mitschülern einfließen.

Wer über Monate kaum Gleichaltrige getroffen hat, worüber kann er sprechen? Wie kann er in Worte fassen, dass die eigentliche Sturm-und-Drang-Zeit sich eher anfühlt wie ein großes Ich-weiß-nicht? Wir Erwachsenen wir „schaffen das schon, kriegen das hin“. Aber die Jüngeren haben noch weniger Erfahrungen im Umgang mit Krisen, mit traurigen Zeiten, mit Alleinsein – und daher weniger Sicherheit im „schaffen & kriegen“, im „wird schon wieder“. Für die Jüngeren nur leere, da ggf. noch nicht selbst gelebte Worte. Die Pubertät an sich ist schon Krise genug. Durch Corona mal eben verdoppelt. 

Die Idee

Unsere Kinder, unsere Zukunft, die brauchen uns als starke und offene Erwachsene, aber die brauchen vor allem sich. Nach Monaten Home-Schooling geht es jetzt einfach so weiter mit der Schule. Da jagen sich die Arbeiten und Tests und Referate und täglich wird optimale Mitarbeit gefordert. Was für ein Druck! Das steckt nicht jedes Kind weg, zumindest nicht jedes Zweite…

Denken wir wirklich, dass unsere Kinder die Füße hochlegen und sich nicht mehr bemühen würden, gäbe es für eine gewisse Zeit keine Noten mehr? Glauben wir das wirklich? Ein anderer Grund fällt mir nicht ein, warum man diese ansonsten nicht einfach aussetzt. Es können trotzdem Arbeiten geschrieben und korrigiert werden. Es gäbe dennoch ein Zeugnis. Unsere Kids sind doch nicht doof, die erkennen doch, dass viele Fehler schlechter sind als wenige. Aber ein „In den Fächern… läuft es sehr gut bei dir, aber in … empfehlen wir dir noch besser zu üben. Dafür bieten wir hier an der Schule Hilfe an in Form von…“ hilft momentan sicher mehr als eine fette 5 in der Epo.

Sicher funktioniert das nicht für die Abschlussklassen bzw. Abiturjahre. Aber für all die darunter wäre das ein Druck weniger. 

Wer ist mutig und dabei?

Weg mit den Noten während Corona-Zeiten!
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